Hallo Liste,
um nochmal auf das alte Thema zurückzukommen - ich habe gerade ein ganz
aktuelles Beispiel gefunden, wo die Programmierer:innen sich zu einer
Lizenzeinschränkung gezwungen fühlten, meines Erachtens zu Recht: Eine
"Consensual Use Restriction" für ein Tool zur forensic analysis
(https://github.com/mvt-project/mvt).
Ohnehin auch unter anderen Gesichtspunkten ein interessantes Projekt.
Auch hier könnte man sagen, dass "non-consensual use" eigentlich kein
Fall für das Lizenzrecht, sondern ein Fall für das Strafrecht ist. Aber
das Problem ist: Unser Strafrecht reicht nicht bis ins Ausland, z.B
nicht in die USA - das Lizenzrecht aber sehr wohl. Insofern ist das
Lizenzrecht international ein schärferes Schwert als das Strafrecht.
Deshalb ist eine Einschränkung, die eine befürchtete kriminelle Nutzung
- durch Regierungen - ausschließt, sehr sinnvoll. Au meiner Sicht macht
das die Software nicht unfrei, sondern freier.
Viele Grüße
Ilu
Am 18.05.21 um 20:19 schrieb Roland Hummel:
Halle Antje,
On 5/18/21 4:30 PM, Antje Kazimiers wrote:
Mich erinnert diese Debatte an einen Artikel [1] (leider Paywall) aus
der Technology Review. Darin wird gesagt, dass die vier bekannten
Freiheiten von vielen Software-Aktivist:innen unter ethischen
Gesichtspunkten "für unzureichend" angesehen werden. Und dass der
Entwickler Justin Flory [2] eine neue Vision freier Software mit drei
zusätzlichen Forderungen formuliert hat.
Diese Gedanken müssten sich doch auch irgendwo im Netz frei verlinkbar
finden lassen. Auf Anhieb sehe ich erst einmal nix leider..
...
[1] https://www.heise.de/select/tr/2020/5/2007914261339602965
<https://www.heise.de/select/tr/2020/5/2007914261339602965>
[2] https://jwf.io/
was spricht gegen ein Zitat? Ich bin mal so "frei":
"Auch unter ethischen Gesichtspunkten halten viele Software-Aktivisten
das ursprüngliche Konzept mittlerweile für unzureichend: „Wenn Exxon
etwa freie Software nutzt, um mehr Öl aus dem Boden zu holen, oder das
Verteidigungsministerium, um die Welt effizienter zu bombardieren,
sagen die vier Freiheiten nichts dazu. In einer Welt, die von Software
angetrieben wird, sind freier Zugang und Modifizierbarkeit nicht mehr
genug“, sagt der Jurist und Unternehmensberater Luis Villa. Der
Entwickler Justin Flory hat eine neue Vision freier Software mit drei
weiteren Forderungen formuliert:
- Die Möglichkeit, zu untersuchen, wie eine Software Entscheidungen
trifft (etwa ob ein autonomes Auto eher an einen Baum oder in eine
Gruppe Schulkinder fahren würde).
- Die Möglichkeit, Verantwortungen zuschreiben zu können (zum Beispiel
bei der Anstiftung zum Völkermord in Myanmar durch Facebook-Algorithmen).
- Die Möglichkeit, gegen die Entscheidung einer Software Berufung
einzulegen."
(Gregor Honsel: "Einmal Utopia und zurück ", MIT Technology Review
5/2020, S. 76)
Danke für den wirklich spannenden Hinweis!
Gruß
Roland
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