Am 26.10.2017 um 17:02 schrieb Dr. Michael Stehmann: ... > Wäre der Umstand, dass das von Matthias angeführte > (Kosten-)Argument von manchen Menschen, die man zur > Freien-Software-Gemeinschaft zählen kann, verwendet wurde, "schuld" > am "Scheitern" von Limux, wenn man ein "Scheitern" konstatieren > müsste?
Zunächst, für mich ist Limux weder gescheitert, noch ein Erfolg (sonst würde es nicht abgesetzt), sondern es wird einfach abgesetzt wegen emotionalen politischen Entscheidungen der aktuellen Entscheidungsträger, wie das eigentlich bei fast allen Geschäften der Fall ist. Das Kostenargument ist sicher nicht "schuld", aber es hängt da natürlich mit drin. In Solothurn hatten wir ja was ähnliches. Die Regierung hatte explizit ein *kostengünstiges* System *bestellt* und gesagt, dass sie mit einer "80%-Lösung" zufrieden sei, d.h. mit einem viel billigeren System, das 80% so viel leistet wie eine übliche Luxuslösung. Und genau das hatte die Informatikabteilung geliefert. Da der Kanton eine ganze Reihe von nur-Windows Fachanwendungen mitschleppen musste und viele Regierungsmitglieder offenbar selber nie das eigene kantonale Linux-system verwendeten, sondern bei Windows blieben, war es natürlich besonders schwierig und es gab die üblichen Inkompatibilitäten von Mischsystemen. Zudem kommunizierte die Informatikabteilung nicht sehr geschickt, so dass wenige unzufriedene User eine mediale und politische Schlammschlacht lancierten und schlussendlich gewannen. So stelle ich mir das auch in München vor, wobei da vermutlich noch mehr dazu kommt. Wenn der Bürgermeister von einem Unterstützer zu einem Gegner wechselt, ist es natürlich besonders schwierig. Zusammenfassend: in Solothurn *hat* das verwendete System wie gefordert massiv Kosten gespart, aber ausser in einer absoluten Notlage spielen die Kosten in einer Verwaltung offenbar keine grosse Rolle, und die Befindlichkeiten der Leute sind viel wichtiger, ob zu Recht oder Unrecht spielt auch keine Rolle. Ich sehe das auch hier in einer kleinen Organisation, wo ich einen halben first-level Support biete: Das Linux-FOSS-System spart massiv Kosten (hauptsächlich durch die lange Verwendung derselben Hardware), aber diese spielen bei den guten Finanzen der Organisation überhaupt keine Rolle. Was eine riesige Rolle spielt sind kleine Probleme der User. Momentan z.B. arbeitet von den "grossen" Browsern einzig der Browser Pale Moon ruckelfrei auf unseren Thin Clients, aber dieser stürzt oft ab, wenn die Menuzeile verwendet wird. Wenn sich das nicht in wenigen Tagen lösen lässt, will die Geschäftsführung neue Computer, koste es was es wolle. Zwar noch mit Linux, aber die nächste Geschäftsführung wird wohl Windows, etc. wählen, da sie dieses kennt, und FOSS nur in Betracht käme, wenn es *perfekt* funktioniert, was ja kaum möglich ist. Ein bisschen Ruckeln oder sonst so was wiegt in den Augen der User viel stärker als z.B. die massiven Sicherheits- und Datenschutzprobleme der üblichen proprietären Lösungen. Ein Limux oder L...ux muss *viel* besser als Win/Mac funktionieren, um akzeptiert zu werden, und zwar nicht prioritär "unter der Haube", sondern an der Oberfläche, ganz wörtlich. Viele Grüsse, Theo Schmidt _______________________________________________ FSFE-de mailing list FSFE-de@lists.fsfe.org https://lists.fsfe.org/mailman/listinfo/fsfe-de