Hallo zusammen,

ich wollte dem Ganzen mal ein Erfahrungsbericht eines Nichtprogrammierers, also "Nur-Admins",  beifügen.

Das mit dem eigenen Grab ist so eine Sache. Für mich als Ehrenamtler ergibt sich mit der Auskunft, dass Typo3 inzwischen (oder schon immer, aber nachvollziehbar) eher ein Agenturprojekt ist, ein gravierendes Problem:

Ich habe die Entscheidung pro Typo3 damals nicht allein getroffen, war aber trotzdem froh darum, weil ich es kannte und mich einbringen konnte. Die Entwicklungen der letzten Jahre sind mir nun über den Kopf gewachsen. Ich stehe kurz davor bzw. habe mich entschieden, den Job so bald wie möglich abzugeben. Leider wird sich so schnell kein Nachfolger finden, der sich mit Typo3, Extbase etc wirklich auskennt. Er müsste nämlich zusätzlich laut Statuten zumindest passives Mitglied im Verband sein.

Somit stehe ich vor der wenig beneidenswerten Aufgabe, dem Vorstand eines kompletten Regionalverbands sagen zu müssen, dass er sich gerade mal 4 Jahre nach der Umstellung auf Typo3 besser schon wieder ein neues System suchen sollte, das dann aber ohne mich tun muss. Dummerweise kann man aufgrund der weitgehenden Inkompatibilität die Inhalte nicht einfach umziehen - was aber vermutlich auch auf andere Systeme zutrifft ?! (kann ich nicht beurteilen, ich kenne nur Typo3 näher).

Ich mag mich irren, aber für ein /frei erhältliches Open Source System/ ist das m. E. der falsche Weg. Ein solches erweckt nämlich den Eindruck, dass es auch Jedermann mehr oder weniger problemlos nutzen kann. Mit "Enterprise" passt das nicht wirklich zusammen. Allerdings sollte man vor der produktiven Verwendung den Haken an der Sache schon dadurch bemerken, dass die Einarbeitung bei so einem komplexen System für einen Neuling sehr lange dauert *g*. Im Vorstand war das damals wohl schon bekannt. Man suchte also direkt jemand, der Typo3 kennt.

Dem muss ich anfügen, dass mein Chef (Programmierer) Typo3 im Einsatz hat. Auch er kommt wegen des stetig steigenden, aber nicht abrechenbaren Aufwands immer mehr davon ab.

Nuja...wenn man dann dabei ist und solche Änderungen wie die der letzten Jahre mitgehen will, hängt man ziemlich auf der Rolle. So geht es mir bislang bei jedem Upgrade. Das betrifft vor Allem das Warten auf die aktualisierten Module (bis das durch ist, kommt fast schon das nächste neue System raus oder sie werden gar nicht weiterentwickelt, weil sie obsolet sind), was in der Natur der Sache liegt. Es geht aber auch um das System selbst. Nur den neuen Kern nehmen und die Datenbank anpassen reicht nicht, weil sich auch im System selbst immer wieder Dinge ändern, auf die das Projekt angepasst werden muss.

Kurzum: in der Zwischenzeit ist die halbe Seite nicht einsetzbar. Ich muss also beide Versionen parallel laufen haben und nach und nach testen. Gleichzeitig beschwert sich die Familie, weil ich so viel Zeit reinstecken muss, dass der Sinn des Ehrenamts konterkariert wird.

Letztlich kann niemand was dafür, am allerwenigsten die Programmierer !!
Es führt aber dazu, dass ich den Job nicht mehr lange werde machen können. Der Kreis schliesst sich, ich bin wieder am Anfang meines Beitrags.

Dabei ist mir natürlich bewusst, dass das Geld irgendwo herkommen muss. Schließlich müssen die an sich tolle Arbeit leistenden Teams ja auch von was leben, so weit sie nicht noch einen Vollzeitjob haben oder selbständig sind. Selbst dann sollte man den zusätzlichen Aufwand absolut honorieren. Insofern ist diese Entwicklung vermutlich unausweichlich.

Cu, Steffen

Am 20.10.2017 um 11:20 schrieb Bernhard Ludwig:
Am 19.10.2017 um 19:45 schrieb Jochen Graf <g...@uni-landau.de>:

Hallo LIste,

ich arbeite zur Zeit mt Typo3 8.7.1 mit indexsearch .
Bei der Version 8.7.1 war die Option

   forwardSearchWordsInResultLink = 1
   forwardSearchWordsInResultLink.no_cache = 1

noch vorhanden. Aber bei der Version 8.7.8 geht dass nicht mehr.
Diese Option musste erst aktiviert werden.
Wieso werden solche Kleiniigkeiten nicht übernommen?
Ich habe zur Zeit Probleme, meinen Kunden die ständigen kleinen Dinge zu 
erlären.
Klar ist, dass es ständige Neuerungen gibt. Aber könnte man nicht einfach einge 
übernehmen?
Die Kunden wollen nicht mehr ein Upgrade, weil es einfach zuviel Geld kostet,
Es ist dem Kunden egal, ob Fluid oder nicht.
Wieso wird gerade  im TYPO3 Sektor alles so verkompliziert?, dass man fast ein 
Studium benötigt?
Hallo Jochen,

ich kann Deine Probleme bestens nachvollziehen. In letzter Zeit wenden sich die 
Kunden vermehrt von TYPO3 ab, weil die Kosten kaum noch überschaubar sind. 
Statt viel Geld für ständige Upgrades zu bezahlen, springen vermehrt Kunden ab 
und lassen sich mit Contao, Joomla oder Wordpress neue Homepages für wenig Geld 
erstellen. Meist findet sich sogar ein Bekannter eines Bekannten, der das 
besonders preiswert macht.

Und, erstaunlich aber wahr, mit diesen genannten CMS lassen sich völlig 
unproblematisch moderne und gut aussehende Seiten einfach zusammen klicken. Bei 
allen gibt es sogar für ein paar Kröten oder gar kostenfrei hunderte gute 
Layoutvorlagen zum sofortigen Verwenden und Anpassen an eigene Vorstellungen. 
Dies ist natürlich besonders gut für die „Hobbyprofis“ geeignet, die dann für 
den Bekannten mal schnell die umständliche TYPO3-Homepage ersetzen. Kostenlos 
natürlich oder zum Einstandspreis...

Hier zieht also schon lange nicht mehr der Vorteil eines TYPO3, wie es im 
eigentlichen Sinne einmal möglich war, dass man auf Güte, Flexibilität und 
Qualität verweisen konnte. TYPO3 ist momentan nicht mehr sinnvoll und preislich 
attraktiv beherrschbar. Es sei denn, man hat den ganzen Tag nichts anderes zu 
tun, als sich mit TYPO3 zu beschäftigen… dann gelingt vielleicht der Spagat 
zwischen Lernkurve, überdurchschnittlicher Anzahl an Upgrades, ständiger 
Fehlerbehebung bei Änderungen von Kleinigkeiten und EXTs die nicht mehr 
funktionieren.

Zu finanzieren ist das als Entwickler allerdings schon lange nicht mehr, viele 
Dinge, wie Fehlerbehebung nach einfachen Upgrades oder Anpassungen oder 
Suchzeiten etc., muss man einfach selbst tragen, weil man es dem Kunden nicht 
mehr plausibel berechnen kann.

Die Updatepolitik erschwert einem zudem massiv den Einsatz der neuen Versionen. 
Um auf 8.x zu kommen ist es bei 4.x Versionen praktisch unmöglich und bei 6.x 
Versionen so schwierig, unüberschaubar und unsicher, dass man am besten 
komplett neu aufsetzen sollte. Ob man zudem allerdings die Funktionalitäten, 
die man sich in den Vorgängerversionen erarbeitet hat, wieder so abbilden kann, 
ist äußerst fraglich und nicht sicher. Und dem Kunden dies als Innovation zu 
verkaufen ist schlichtweg nicht möglich, ganz zu schweigen von den enormen 
Kosten.

Bin gespannt wo das noch hinführt…

Viele Grüße,
Bernhard Ludwig


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