Lieber Flo, ich finde, Du gehst ein wenig zu hart mit Holger ins Gericht, denn der weiß wohl, daß er nur für sich selber spricht - und als dieser "er selber" ist er ziemlich frustriert. Ich kann ihn ganz gut verstehen. Bei Dir klingt der Übersetzungsprozeß wie eine Kalkulation - "wenn es neue Argumente gibt, diskutieren wir weiter, sonst laß es bitte" - so kommt es bei mir an. Und da können wir nur hilflos mit den Achseln zucken, denn was verändert sich schon an der deutschen Sprache innerhalb kürzester Zeit? Ich meine, niemand findet ein neues Argument à la "Hey, 'Depot' heißt ab heute was ganz anderes, deswegen...".
Vielleicht hilft es, wenn wir die politische Dimension hinzuziehen: Es gibt nun einmal verschiedene Übersetzungspositionen, so wie es verschiedene politische Flügel gibt: den einen geht es um die Reinheit der deutschen Sprache (lieber keine Fremdworte!), den anderen um maximale Verständlichkeit, und auch über die Zielgruppe herrscht Unstimmigkeit (können sie ein bißchen Englisch und werden durch "zuviel" Übersetzen verwirrt oder nicht?). Mir kommt es manchmal so vor, als würden die "Fundis" hier ein bißchen dominieren, und die "Realos" verzweifeln dann eben. Deswegen finde ich, daß wir von Zeit zu Zeit, wenn jemand akut verzweifelt (und bei der Werkzeugkette verzweifle ich auch), einfach eine kleine neue Abstimmung durchführen sollten. Nicht zu oft, natürlich, aber ab und zu. Wie eine neue Bundestagswahl ;-) Es könnte ja auch ohne neue Argumente vorkommen, daß ein vehementer Befürworter einer bestimmten Übersetzung seit einem halben Jahr festgestellt hat, daß kein anderer Mensch im Netz das so übersetzt, und deswegen von der Härte seiner Position etwas abrückt. Oder wir evaluieren bei unseren Lesern, anstatt immer im Inzest zu diskutieren. Vielleicht stellt sich dann heraus, daß 50% unserer Leser "Depot" nicht verstehen, aber 100% auch "Repositories" akzeptierten. Oder umgekehrt. Schöne Grüße, Viktor.
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