Hallo,

Am 13.03.24 um 17:27 schrieb Ilu:
Hallo Michael,

ich weiß nicht im Detail, was für Werke Herr Doctorow publiziert, aber die Vorstellung, es gehöre zur Freiheit, seine Worte unter Beibehaltung von Autor und Titel einfach abändern zu können (non-ND), finde ich ziemlich absurd. Man stelle sich mal vor, seine Werke enthielten Meinungsäußerungen, die dann unter dem Namen "Doctorow" je nach Bearbeitung, mal so und mal gegenteilig ausfallen würden. Über das NC kann man ja diskutieren, aber ohne ND geht es wirklich nicht.

Nur als Illustration für Dinge, die man mit ND machen kann, die jeder Autor aber mit Sicherheit und zu Recht nicht will:

"Damit sind die Werke leider nicht frei (jedenfalls nicht so, wie ich - andere Menschen zählen nicht - "frei" verstehe, beispielsweise im Sinne der "vier Freiheiten")."

Selbstverständlich muss auch bei einem bearbeitetem (abgeleiteten) Werk (i. S. d. §§ 3, 23 des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte) erkennbar sein, was vom Originalautor und was vom Bearbeiter stammt.

Vor der Entstellung des Werkes schützt übrigens § 14 des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte, welcher dem Schutze des Urheberpersönlichkeitsrechtes dient. Daneben kommt auch noch strafrechtlicher Schutz in Betracht.

Zu den Bearbeitungen gehören übrigens beispielsweise auch Übersetzungen und die verhindert man mit einer "ND"-Klausel

Was auf Software passt, passt auf persönliche Worte nicht. Und der Großteil aller Bücher sind eben persönliche Worte.

Alle urheberrechtlich geschützte Werke sind "persönliche geistige Schöpfungen" (§ 2 Absatz 2 des Gesetzes über Urheberrecht und verwandte Schutzrechte). Ob ein Roman nun "persönlicher" ist, als ein Gemälde, ein Filmwerk oder ein Computerspiel, erscheint mir nicht ohne Weiteres einleuchtend.

Es steht jedenfalls auch Romanautoren frei, keine "ND"-Klausel in ihrer CC-Lizenz zu verwenden.

Es gibt dann auch tatsächlich einige Menschen, die der Meinung sind, dass der Freiheitsbegriff, der auf Software passt, auch für andere Werke passend ist. (Ich habe mich deren Überzeugungen nur angeschlossen.)

"Wir versprechen, dass das Debian-System und alle dessen Komponenten entsprechend diesen Richtlinien frei sein werden."

Ziffer 1 Satz 2 des "Gesellschaftsvertrages" mit der Gemeinschaft für Freie Software

        https://www.debian.org/social_contract

Mit "allen" Komponenten sind auch Sprachwerke gemeint, die keine Computerprogramme sind.

Daher findet man beispielsweise das Paket "gcc-doc-12" auch in "non-free", weil die Handbuchseiten und Dokumentation der GNU-Compiler nach dieser Definition nicht "frei" sind.

Man kann auch unter Anhängern Freier Software die letztgenannte Auffassung nicht teilen. (RMS teilt sie wohl nicht.)

Gruß
Michael


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