Hallo, Am 16.10.23 um 10:36 schrieb Joachim Jakobs:
Das verstehe ich nicht: Wer entwickelt denn die Steuerungen von vernetztem Zeugs? AFAIK hat VW eine extra Tochter dafür. Und machen die alles selber? Oder gibts auf sourceforge ein klein wenig Quellcode (wie log4j), das Alle nutzen, aber keiner die Entwicklerin von dem Fetzen Quellcode bezahlt? Oder gibts ausgerechnet bei den Steuerungen nur hochbezahlte Entwicklerinnen, die ausschließlich proprietären Code schreiben?Joachim, Du findest es ernsthaft angemessen, dass etwa der Programmierer von curl haften soll, wenn in einem Auto oder einem IOT-Gerät (wegen einem bug) das Update fehlschlägt und deshalb was schiefgeht?Wer sollte denn sonst haften, wenn nicht die Entwicklerin, wenn durch ihren (fahrlässig) verursachten Fehler bei einem (Verkehrs-/Kraftwerks)Unfall Menschen verletzt werden?
Zu haften hat IMO die Person, die die Software zu einem bestimmten Zweck einsetzt. Dies gilt jedenfalls dann, wenn die Software nicht gezielt für einen bestimmten Einsatz entwickelt wurde.
Bei log4j war es ja, soweit ich dies verstanden habe, so, dass die Software so arbeitete, wie von den Entwicklern beabsichtigt ("works as designed"). Sie wurde jedoch so eingesetzt, dass die Features zu Sicherheitsproblemen führten. Nicht die Software war also fehlerhaft, sondern ihr konkreter Einsatz.
Warum soll hierfür die entwickelnde Person haften?Freie Software wäre definitiv tot, wenn man aus ihrer Entwicklung und Distribution eine "gefahrgeneigte Tätigkeit" mit unkalkulierbaren Haftungsrisiken machen würde. (Nur ausnahmsweise kann man mathematisch beweisen, dass Software immer entsprechend ihrer Spezifikation und nur entsprechend ihrer Spezifikation arbeitet. Und das Problem des nicht spezifikationsgerechten Einsatzes bleibt dann.)
(Exkurs: Ich stelle mir gerade einen Beipackzettel vor: "Wichtiger Hinweis! Zu Risiken und Nebenwirkungen eines konkreten Einsatzes dieser Software fragen Sie bitte Ihre InformatikerInnen oder Ihre IT-SicherheitsexpertInnen.")
Der Tod Freier Software wäre sicherlich im Interesse mancher Unternehmen (anderer eher nicht). Aber wäre dies auch im Interesse der Gesellschaft (oder auch der Menschheit)?
Also Apologet Freier Software meine ich: Nein! Gruß Michael
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