Hallo Liste, nachstehend meine Antwort an Florian. Ich habe sie unbearbeitet gelassen, obwohl ich dort, da ich Florian kenne, einiges etwas "direkter" formuliert habe, als ich dies auf dieser Liste getan habe würde.
Da ich in einer anderen Privatmail gefragt worden bin, ob mein Ursprungsposting auf dieser Liste nicht persönlich motiviert gewesen sein könnte, möchte ich klarstellen: Meine Beziehung zu Matthias ist recht emotionsfrei. Ich würde jederzeit mit ihm ein Bier trinken gehen. Ich kenne auch niemanden, der bereit und in der Lage wäre. die wichtige Arbeit, die er für Freie Software und Offene Standards macht, zu übernehmen. Es steht mir meine Ansicht nach auch kein Urteil über ihn als Präsidenten der FSFE zu. Motiviert hat mich lediglich, dass die öffentliche Berichterstattung über seinen Vortrag meiner Ansicht negative Konsequenzen für unser aller Anliegen haben könnte. Diese Gefahr durch die Äußerung anderer Sichtweisen von Mitgliedern der Freien-Software-Gemeinschaft zu mindern, war mein alleiniges Anliegen. Die Frageform war meinem Bemühen geschuldet, einen konfrontativen Eindruck zu meiden. ---------------------------------------------------------------- Hallo, ich glaube ich bin Dir eine Stellungnahme schuldig. Ich finde es nur schade, dass wir die anderen nicht an unserem Gedankenaustausch teilhaben lassen (ich finde "teilen" halt gut ;-) ). Am 26.10.2017 um 18:22 schrieb Florian Snow: > Hallo Michael, > > > "Dr. Michael Stehmann" <anw...@rechtsanwalt-stehmann.de> writes: >> 1. Welchen Inhalt soll der Begriff "Scheitern" im Zusammenhang mit Limux >> haben? > > Das Projekt steht vor dem Aus; die Migration weg von Limux ist in die > Wege geleitet. Das Projekt ist also gescheitert bzw. wir als Community, > die das Projekt gerne im langfristigen Einsatz gesehen hätten und immer > wieder Argumente geliefert haben, die am Ende nicht gereicht haben, um > das Projekt zu erhalten. > Ist Limux aus technischen oder wirtschaftlichen Gründen gescheitert? Alle bekannten Fakten sprechen dagegen. Vielmehr hat es den Anschein, dass die Rückmigration eher persönliche Gründe hat. Wenn ein neuer Chef etwas anders machen will, als sein Vorgänger, würde ich die Projekte des Vorgängers nicht zwingend als "gescheitert" bezeichnen. Beispielsweise hat auch bei der Rückmigration im Außenministerium niemand von einem "Scheitern" Freier Software gesprochen. > >> 2. Warum gibt es im Zusammenhang mit Limux eine "Schuld"-Frage zu >> klären? > > Vielleicht ist Schuld ja der falsche Begriff, aber wir sollten > selbstkritisch fragen, ob eine andere Herangehensweise ein besseres > Ergebnis für Freie Software gehabt hätte. Hätte die FSFE vielleicht ihre Geschäftsstelle nach München verlegen sollen? ;-) > > >> 3. Werden in diesem Zusammenhang von Matthias tatsächlich die >> "richtigen" Fragen aufgeworfen? > > Was sind denn die richtigen Fragen? Für mich sind "richtige Fragen" beispielsweise solche, die ergebnisoffen sind. Also beispielsweise die Frage, ob Limux gescheitert ist? Und inwiefern? Welche Ursachen der Wille zur Rückmigration hat? Ob Limux zu sehr als "Leuchtturmprojekt" gehypt worden ist? Und wenn ja, von wem? Braucht Freie Software "Leúchtturmprojekte"? Und wenn ja, nach welchen Kriterien sollte man sie aussuchen? Welche Lehren kann man aus diesem Projekt ziehen? Was ist gut gelaufen? Was nicht so gut? Wäre das, was schlecht gelaufen ist, beim damaligen Erfahrungsstand vermeidbar gewesen? Oder kann man insoweit nur sagen "lessons learned"? > > >> 4. Ist eine zeithistorische Analyse, die mit der Feststellung des >> Scheitern beginnt und die Schuldfrage aufwirft, wirklich geeignet, >> Lehren für die Zukunft zu generieren? Muss zu diesem Zwecke eine >> Reflektion nicht wesentlich differenzierter angelegt werden? > > Wie gesagt, vielleicht ist der Begriff Schuld schlecht gewählt. Aber > wenn man Gründe für das Scheitern sucht, ist das keine geeignete > Möglichkeit, aus den möglicherweise zu findenden Gründen, Lehren für die > Zukunft zu generieren? Der Begriff _ist_ schlecht gewählt. Er ist zwar aufmerksamkeitserzeugend, gerade auch wegen seiner negativen Konnotation. Als moralische Kategorie erschwert er aber eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema. Auch wenn Matthias nur Fragen in den Raum gestellt hat, verleitet dieser "wuchtige" Begriff gerade die Gegner Freier Software dazu, die Fragen in ihrem Sinne zu beantworten: Die Freie-Software-Gemeinschaft ist schuld am Scheitern von Limux! Das exkulpiert wiederum die in München Handelnden, denn die Freie-Software-Gemeinschaft ist ja schuld. Diese naheliegenden Konsequenzen hätte Matthias in Rechnung stellen müssen. Dabei ist Limux nicht einmal gescheitert (s.o.). Statt dass wir weiter offensiv die Auseinandersetzung suchen, denn eine endgültige, rechtlich verbindliche Entscheidung scheint, soweit man das im Rheinland mitkriegt, noch nicht gefallen zu sein, und eine solche Entscheidung wäre wohl auch revidierbar, verleitet uns der Präsident der FSFE zur Introspektive und zum Griff nach "Sack und Asche". Die Berichterstattung erweckt nämlich den Eindruck, als fände sich die Freie-Software-Gemeinschaft mit dem "Scheitern" von Limux ab und suche darüber hinaus noch die "Schuld" dafür in erster Linie bei sich selbst. Reflektion und Selbstkritik sind gut und wichtig, aber am rechten Ort, zur rechten Zeit und in der rechten Weise. Gruß Michael _______________________________________________ FSFE-de mailing list FSFE-de@lists.fsfe.org https://lists.fsfe.org/mailman/listinfo/fsfe-de