Hallo Michael, *,

2011/5/26 michael <mikea...@openoffice.org>:
> Christian Lohmaier schrieb:
>
>>> Die Spaltung der Community kam
>>> nicht einfach so, es hatte viele Gründe, und für mich ist keiner der Gründe
>>> ausgeräumt worden.
>>
>> Doch klar, dadurch, daß Oracle wegfällt (und damit deren
>> Projektpolitik) fällt der Abspaltungsgrund weg.
>
> Du verkennst, dass Ihr neue und andere Einrichtungen geschaffen habt,
> Euch eine andere Verfassung gegeben habt, Eure Arbeit anders organisiert
> etc..

Klar - eine Foundation nur des Namens wegens - das hätte es wirklich
nicht gebraucht. Die Foundation bzw. eine neue Struktur mußte her,
damit die Prozesse geändert werden können, denn Oracle "saß" ja drauf.

Wie es im OOo gelaufen ist gefällt nicht → man versucht etwas zu
ändern → alle Änderungen prallen bei Oracle ab.

So ein klares ja: Die Arbeit ist anders organisiert, es gibt andere
Infrastruktur (die mehr oder weniger zwangsweise), es ist anders als
unter der "Herrschaft" von Oracle. Und das war ja schließlich der
Beweggrund für das alles.

> Es ist doch kein "Oracle-Fanboy-tum", was uns veranlasst hat, hier zu
> bleiben.
> [...]
> Ich will an einer Freien OfficeSuite mitwirken, die für den
> professionellen Einsatz in Büros und Verwaltungen aufgrund ihrer
> Qualität und Stabilität bestimmt und geeignet ist. (Natürlich auch in
> möglichst vielen Sprachen lokalisiert ist etc.).

Und warum bist Du der Meinung, daß LibreOffice nicht für diesen Zweck
geeignet ist?

> Dies setzt, wie Raphael und Thomas (Mitzka) zutreffend dargelegt haben,
> einen bestimmten Stellenwert und eine bestimmte Organisation der QA
> voraus. Diese ist bei OpenOffice.org gegeben, bei Euch nach hiesiger
> Ansicht eher nicht.

QA kommt nur durch die Personen zustande die die QA durchführen, und
dann auch von Entwicklern, die die gefundenen Fehler beheben.

Bei OOo macht die QA die Community, bei LO macht die QA die Community.
Bei OOo fixen Oracle-Entwickler die Bugs (in naher Zukunft dann nicht
mehr), bei LibreOffice die Entwickler aus der Community.

Der einzige Unterschied ist in der Grundeinstellung zu der Art des
Releases, da gibt es einen Unterschied.
Bei LibreOffice geht man gar nicht erst mit dem Anspruch heran, ein
"perfektes" Release abliefern zu können, das geht bei einer Software
bei diesem Umfang einfach nicht, hat es bei OOo nie gegeben, wird es
auch anderswo nie geben.
Anstattdessen ist die Philosophie: Release Early, Release Often.
Sprich: Auch wenn nach dem Release einer Version ein dicker Bug
entdeckt wird ist das halb so wild, weil das nächste Release schon
fest eingeplant ist, und das in naher Zukunft, nicht erst nach einem
halben Jahr oder noch später.

Bei OOo hat das Release einen Bug. Und der Nutzer muß dann entweder
* Zurück zur alten Version
* selber bauen/dev-builds verwenden
* warten, warten, warten bis die nächste offizielle Version rauskommt,
die dann wieder einen anderen dicken Bug hat.

Bei LO ist es
* Zurück zur alten Version (das ist dann aber kein so großer Sprung
zurück, weil es häufigere Releases gibt. Man kann von einer 3.3.3
zurück zu einer 3.3.2 wechseln, die liegen sowohl Zeitlich als auch
was die Anzahl der Änderungen im Code betrifft nahe beieinander, bei
OOo liegt Zeitlich ein riesen-Abstand dazwischen, und dann können auch
die Änderungen dazwischen mehr oder weniger Umfang haben)
* selber bauen/dev-builds verwenden
* Warten, bis neues Release kommt (das kommt bei LO wiegesagt
schneller als bei OOo)

Und ja, dadurch kann auch mal ein Bug, der bei OOo aus diesen Gründen
ein Stopper wäre aufs nächste Release verschoben werden. Bei OOo würde
das dann das komplette Release wochen-monatelang verzögern, bei LO
bekommen die Nutzer die neuen Features, die Bugfixes in anderen
Bereichen. Und der eine Stopper-Bug wird halt dann im nächsten
micro-Release gefixed.

Ich sehe also keine Nachteile in dem geänderten Prozeß.
Man kann natürlich nur die Fehler fixen, die man auch kennt. Das ist
bei OOo genauso wie bei LO.

> Ich möchte auch in einer Community arbeiten, die demokratisch und nicht
> meritokratisch verfasst ist.

Das ist ein heuchlerisches Argument. OOo war *NIE* demokratisch. Das
de-Projekt hat demokratische Grundzüge, aber das Projekt als solches
war es nie.

> Daher lehne ich eine Kopplung des Wahl- und
> Mitbestimmungsrechtes an bestimmte Leistungen in der Vergangenheit,
> verbunden mit der Zusage für Leistungen in der Zukunft ab.

Auch das ist schwer nachzuvollziehen. Denn auch im de-Projekt war es
nie demokratisch, sondern auch immer nach dem Grundsatz: "Wer die
Arbeit macht, hat recht." - demokratische Wahlen hin-oder her. Das
OOo-Projekt oder auch nur das de-Projekt als Demokratie zu bezeichnen
und mit diesem Argument die Meritokratie der TDF abzulehnen ist
Verdrehung der Tatsachen.
Nur weil man etwas "Demokratie" nennt, ist es noch lange keine.

ciao
Christian
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