Hallo Gerhard, *,

Gerhard Riedinger schrieb:
> Die alles entscheidende Frage ist m. E.: Was ist heute aus dem Projekt
> geworden und welchen Weg geht es in naher Zukunft?
> Eine Standortbestimmung erscheint angebracht. Und ja: Ohne wenn und
> aber! 

+1

> Während auf der internationalen TDF-Liste schon über das Thema „
> OpenOffice dead und burried“ diskutiert wird, warten wir noch darauf,
> ob, wann und wie sich ORACLE zum dem von uns mit Spannung erwarteten
> Thema zur weiteren Projektmitarbeit äußert. 

Das glaube ich eigentlich kaum, denn Oracle hat sich zu diesem Punkt schon 
hinreichend geäußert, nämlich das Projekt in die Hände der Community zu legen, 
was aber kein besonderer Verdienst von Oracle gegenüber der Community ist, wie 
Michael uns hier glauben machen will, sondern einfach nur eine Entscheidung die 
Oracle trifft, wobei "Entscheidung" hier für mich ein wirklich neutrales Wort 
ist und für mich weder vordergründig negativ noch positiv ist.

Worum es hingegen geht und worauf hier und anderswo tatsächlich mit Spannung 
gewartet wird, ist die Frage wie Oracle die 'Übergabe des Projekts' gestaltet 
und flankiert. 
Stichworte wären hier wie seitens Oracle umgegangen wird mit der bestehenden 
Projektinfrastruktur in Form der Webpräsens (und vieler dort vorhandener, 
wichtiger Dokumentationen) sowie der Frage der Markenrechte und der Frage 
Rechte welche aus dem SCA erwachsen.

> Bereits Ende September 2010 hatte ich einmal gepostet, dass ORACLE und
> der OpenSource-Gedanke nicht miteinander vereinbar sind, 
> worauf sogleich
> J.S. geglaubt hatte, dieser Einschätzung vehement 
> widersprechen zu müssen.

Hinweis:
mit "J.S." bin augenscheinlich ich gemeint und deshalb möchte ich ausdrücklich 
betonen das ich zu meiner damaligen Einschätzung [1], die im Übrigen keine 
Lobeshymne auf Oracle, sondern eine, generelle, Einschätzung zum 
Selbstverständnis von OSS und deren Beziehung zu geschäftlichen Aktivitäten 
war, stehe.

OSS ist nämlich nicht das mildtätige Geschenk einiger Enthusiasten, sondern 
inzwischen relevanter Faktor auch im Geschäftleben, also nicht zuletzt auch 
geeignet für die Aktivitäten von Unternehmen die auf Profit bedacht sind.

Das OSS kein mildtätiges Geschenk ist entspringt u.A. aus der 
Rechtsverbindlichkeit ihrer Lizenzen, und das sich OSS nicht gegen 
geschäftliche Aktivitäten positioniert, oder diese auch nur kritisiert, geht 
eindeutig aus ihren Grundfreiheiten hervor, die bewußt  kommerzielle 
Aktivitäten nicht ausschließen.

[1]
http://www.mail-archive.com/dev@de.openoffice.org/msg30326.html



Ich glaube im Übrigen, und schrieb das schon sinngemäß mehrfach, das sich in 
diesen Fragen die Zukunft, auch von OOo/LO/... entscheiden wird, denn so 
beindruckend die bisherigen Erfolge von LO sind, so wenig darf man übersehen 
wie sehr sich diese Erfolge inhaltlich von den Erfolgen von OOo unterscheiden, 
denn derzeitig ist LO, ohne Zweifel, in großen Teilen der 'internen' OSS-Szene 
bereits 'Office-Suite der Herzen', dem gegenüber stehen etliche Fragezeichen 
wenn es um die Verankerung im allgemeinen Markt geht.

Chancen für die Zukunft bestehen, Chancen allein sind aber noch keine 
Gewissheiten und Vieles dürfte, meines Erachtens, auch davon abhängen wo sich 
zukünftig Schnittmengen ergeben, welche einzelne Mitglieder bei LO im Projekt 
zusamenhalten, denn derzeitig scheint mir da leider zuviel an Schnittmenge die 
allein auf Ablehnung von Oracle und latenter Ablehnung von bestimmten 
wirtschaftlichen Aktivitäten beruht.
Konflikte sind vorgezeichnet und man muß LO wünschen das die Lösung dieser 
Konflikte dann in die richtige Richtung erfolgt. LO hat hier quasi sein 
'verflixtes 7. Jahr' noch vor sich, denn Lösungen müssen von innen kommen, da 
es keine 'ordnende' Hand mehr von außen gibt, die in 'Notsitutionen' eine 
bestimmte Richtung des Handelns erzwingen könnte, was ja auch gewollt ist.

(OOo erlebt gerade dieses Phänomän, denn die jetzige Inaktivität der Community 
ist auch Ausdruck dessen das man über Jahre an die starke äußere Hand gewöhnt 
war, gewöhnt war das diese Versäumnisse der Community notfalls aufgefangen hat, 
sosehr gewöhnt das man inzwischen glaubt man müsse erst auf Entscheidungen 
anderer warten ehe man aus sich heraus aktiv werden kann.)

Gleichzeitig, und das sollte uns allen Sorge machen, hat sich das äußere Klima 
leider verschlechtert, so das Vieles auch davon abhängt ob Dinge wie die 
'Rückmigration' des AA Ausnahmen sind oder hier leider ein Trend im Gange ist.
Leider muß man in solchen Dingen auch mit der menschlichen Natur rechnen, denn 
es geht hier nicht immer um Ojektivitäten sondern auch rein subjektive Dinge, 
denn genauso wie der Auslöser der die Gründung von LO Realität werden ließ, die 
Verärgerung über Oracle war (und weit weniger tatsächliche Probleme) genauso 
können politischen Entscheidungen bestimmte bisher zugunsten von OS gelaufene 
Entwicklungen zurückdrehen ohne das wirkliche technische Probleme vorliegen 
müssen. 

Die Konkurrenz hat ebenfalls, aller Unkenrufe zum Trotz, aus Fehlern der 
Vergangenheit gelernt, wie z.B. MSO 2010 oder Entwicklungen bei Browsern zeigen.

Es bleibt also spannend.



Gruß
Jörg   


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