Am 23.01.2013 15:23, schrieb Thomas Skierlo:
[...]
> Für Integratoren/Admins stellt sich im beruflichen Umfeld schnell die
Frage, wie lange man einer Plattform noch treu bleiben kann, [...]

[...]
Ray Ozzie, einst Entwickler von Louts Notes, hat es mal auf den Punkt
gebracht:

COMPLEXITY KILLS
It sucks the life out of developers, it makes products difficult to
plan, build and test, it introduces security challenges, and it causes
end-user and administrator frustration.

[...]

Ich sehe da zwei oder sogar drei Aspekte:

als Ext-Entwickler:
über all die Jahre musste man sich die Informationen zu pibase zusammen suchen und hatte vielleicht so ab 2008 eine gute Basis (auch durch die bis dahin inzwischen erschienen Bücher), dass eine neue Extension recht schnell erstellt werden kann (diverse Code-schnipsel (Snippets), die immer wieder benötigt werden, und die man inzwischen auf vielen Sites findet). Jetzt heißt es: "pibase wird nicht mehr lange leben, es muss alles extbase werden" dafür existiert aber kaum doku (wie auch? es ändert sich ja ständig etwas) und snippets sind auch schnell wieder veraltet.

die deprecated-philosophie ist sicher nicht schlecht um mal alten Code aufzuräumen, beschert aber durch die rasante Versionsfolge eine Menge Snippets/Extensions, die ganz schnell nicht mehr laufen: entweder man muss laufend Extensions aktualisieren, oder man kann das zugrunde liegende TYPO3 nicht aktualisieren. Gerade bei kundenspezifischen Extensions nicht so selten. (-> Kundensicht)

Jetzt ist mit 6.0 noch der Aspekt Namespaces hinzu gekommen: ab 6.2 werden alte Extensions ohne namespaces definitiv nicht mehr funktionieren. Dadurch dass 4.5 demnächst ausläuft ist man gezwungen alles umzubauen. Ohne zu wissen wie lange das ganze hält, weil es ja sein kann, dass zwei Versionen später alles schon wieder ganz anderes aussieht.


als Configurator:
wenn man ein neues Projekt aufbaut benutzt man welche TYPO3 Version und welche Extensions? In Hinblick auf Haltbarkeit und geringem Pflegeaufwand hängt man ziemlich in der Luft. Die Diskussion bzgl. LTS-Version gab es ja schon öfters. Egal was man nimmt, darf man in spätestens einem Jahr sehen dass man alles auf eine andere Version glatt zieht, egal ob man jetzt mit 4.5, 4.7 oder 6.0 startet. und wer jetzt mit 4.5/4.7 startet wird dann auf irgendeine 6.? aktualisieren müssen, was viel Anpassungen bedeuten kann (Stichwort: FAL, HTML5/CSS). Und man weiß auch nicht welche Extensions dann noch funktionieren werden (s.o.). Vielleicht gibt es dann einige Extensions, die mit unterschiedlichen Versionen die entsprechenden TYPO3 Versionen unterstützen? Wenn sie denn inzwischen wirklich auf die neuen Interfaces angepasst wurden und nicht einfach gelöscht werden müssen, weil sie nur mit der alten API/ohne Namespaces funktionieren.


als Kunde:
wieso soll ich jetzt eine Website erstellen/ aktualisieren lassen, wenn überhaupt nicht klar ist wie viel Update-Service die Site in den nächsten Jahren braucht? Als Kunde will man etwas langfristig stabiles haben, das mit wenig Pflegeaufwand läuft und nicht jedes Jahr gesagt bekommen:
Das TYPO3 muss mit viel Aufwand aktualisiert werden,
die eingesetzten Extensions müssen mit viel Aufwand aktualisiert werden.
Bei TER-Extensions kann man darauf hoffen, dass der Autor so nett war und inzwischen eine Aktualisierung erstellt hat. bei kundenspezifischen Extensions heißt es aber auf jeden Fall: neue Programmierzeit bezahlen, die man mit keinem teilen kann.


fazit:
ich würde mir wünschen, dass es nicht mit so gewaltigen, schnell aufeinanderfolgenden Schritten vom status quo weg geht.
Natürlich braucht es Entwicklung, aber auch ein gesundes Maß an Stabilität.
Die kleinen Versionsnummern-Schritte täuschen über die Entwicklung hinweg.

bis 4.5 war es (wegen der Abwärtskompatibilität) ja noch OK.
Aber mit 4.6 hätte es eigentlich '5.0' heißen müssen
und 4.7 war kein '5.1' sondern ein '6.0'.
und das aktuelle 6.0 ist eben auch keine kleine Erweiterung von 4.7 sondern ein neues System mit Brüchen (FAL) Ich hoffe mal dass es einerseits 6.1, 6.2, ... als kleine Weiterentwicklungen geben wird (die zb. den kompatibilitätslayer zur alten API beibehalten werden) und dann irgendwann ein 7.0, das dann wieder grundlegend neue Dinge einführt (zb den kompletten Bruch mit pibase)



bernd
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