Sehr geehrter Herr Pisot,

vielen Dank dafür, dass Sie uns schreiben, statt uns einfach den Rücken
zuzukehren.

Leider sind die Ereignisse der letzten Wochen in den Medien sehr stark
verzerrt berichtet worden (wobei die Berichterstattung in Deutschland noch
vergleichsweise ausgewogen war). Ein erschreckend hoher Anteil der Berichte
war schlicht falsch, und zum Gutteil auch nachweisbar wider besseres Wissen
publiziert.

Zum Inhaltlichen: Es stimmt, dass Brendan Eich nach nur 10 Tagen als CEO
zurückgetreten ist, und das aufgrund öffentlichen Drucks. Was nicht stimmt
ist, dass dieser Druck seitens Mozilla hergestellt wurde. (Abgesehen von
fünf Angestellten der Mozilla Foundation, die ihn zum Rücktritt
aufgefordert haben. Er war allerdings CEO der Mozilla Corporation und hatte
keinerlei direkte geschäftliche Verbindung zu diesen fünf.)

Herrn Eichs Spende, an der sich der Protest entzündet hat, war bereits seit
2012 bekannt. Seitdem ist er zweimal befördert worden. Warum sollte Mozilla
das tun, wenn nicht, weil die verantwortlichen Personen (und ein
überwältigender Teil der Belegschaft) nicht der Meinung waren und sind,
dass seine private Meinung zu Themen, die keine direkte Verbindung zu
Mozillas Tätigkeitsfeld haben, irrelevant sind bei der Beurteilung seiner
Eignung?

Nun ist es so, dass Mozilla selbstverständlich nur zu einem sehr kleinen
Maße kontrollieren kann, was andere Organisationen und Personen tun. Die
Proteste und Boykottaufrufe gegen uns waren eine Sache, die Herrn Eichs
Entscheidung sicherlich stark beeinflusst haben. Hinzu kommen allerdings
die privaten Drohungen gegen ihn und seine Familie, die Herr Eich fraglos
erhalten haben wird. (Ich habe dazu keine gesicherten Informationen, weiss
aber, dass einige Angestellte Morddrohungen erhalten haben. Und zwar sowohl
für Herrn Eich unterstützende, als auch für ihn kritisierende öffentliche
Äußerungen.) Ist es so schwer vorstellbar, dass er tatsächlich selber die
Konsequenz gezogen hat, zurückzutreten um weiteren Schaden von sich und der
Organisation abzuwenden, deren Aufbau sein Lebenswerk ist?

Kurz gesagt: Ich bitte Sie, das Verhalten von Mozilla nicht in einen Topf
zu werfen mit dem von Teilen der Öffentlichkeit. Ein Kollege von mir,
dessen Einstellungen zu einigen Themen nicht furchtbar weit von Ihren
entfernt liegen, soweit ich das beurteilen kann, hat einen sehr guten
Blogpost zu dem Thema geschrieben:
http://blog.gerv.net/2014/04/your-ire-is-misdirected/

Eine Sammlung häufig gestellter Fragen und offizieller Antworten gibt es
hier:
https://blog.mozilla.org/blog/2014/04/05/faq-on-ceo-resignation/


vielen dank für Ihre zeit,
till schneidereit


2014-04-15 15:22 GMT+02:00 Patric Pisot <pi...@hotmail.de>:

>
>
> Liebe/r Mozilla,
>
> ich habe beschlossen, künftig nicht mehr Ihre Produkte (z.B.
> firefox) zu nutzen. Der Grund:
>
> Ich mußte mit Bestürzung lesen, daß der Vorstandsvorsitzende in den USA
> seinen
> Posten auf „öffentlichen Druck“ räumen mußte. Sein „Vergehen“: er hatte von
> seinem Recht der Meinungsfreiheit gebraucht gemacht und eine Institution
> unterstützt, die sich für Familien und die Ehe zwischen Mann und Frau stark
> macht.
>
> Ebendieses mache ich auch, und mit mir etliche Millionen – bewußt oder
> unbewußt
> – in Deutschland und weltweit. Nicht nur aufgrund meiner Funktion als
> Theologe
> und Familienvater weiß ich, welch einen unersetzlichen und unbezahlbaren
> Beitrag die Familie und die Ehe (hier meine ich den eindeutigen
> „traditionellen“ Begriff mit seinem „traditionellen“, Jahrtausende alten
> Inhalt) für die Gesellschaft hat. Das kann keine andere Flickschusterei -
> egal
> ob Patchwork oder Homo-Partnerschaften - in dieser Weise leisten, wie es
> die
> traditionelle Ehe und Familie schafft, die auf ein Leben lang angelegt ist
> –
> Ausnahmefälle wie Scheidungen bestätigen diese ansonsten gute Regel. Jeder
> hat
> ein Recht auf eine freie Meinung, zumal besonders dann, wenn sie der
> Realität
> entspricht und Wahrheiten klar ausspricht. Das wird sämtlichen
> Homosexuellen-Lobbys (nebenbei sei erwähnt: es handelt sich hier um eine
> Minderheit der Minderheit), auf dessen Druck hin der Vorstandsvorsitzende
> seinen Posten räumen mußte, ebenso zugesprochen. Wenn aber nur noch die
> „richtige“ Meinung frei ist, dann nähern wir uns ganz bedenklich einem
> Meinungs- und Gesinnungsterror. Sollte es schon wieder so weit sein?
>
> Ich erkenne aus dieser Ihrer völlig überzogenen und ratiophoben (ich nehme
> an,
> Sie sind dann auch ein Freund solcher „Kunstwörter“) Reaktion gegenüber
> diesem
> Vorstandsvorsitzenden, daß Sie im Denken und Handeln freiheitsliebende
> Menschen
> nicht als Kunden haben wollen. Unter diesen Kundenkreis falle ich
> allerdings
> auch, wie auch die meisten meiner Bekannten. Daher komme ich Ihnen
> entgegen und
> werde Sie nicht mehr weiter als unerwünschter Kunde belästigen. Das gleiche
> werde ich meinen zahlreichen Bekannten nahe legen.
>
> Mit freundlichen Grüßen
>
> Patric Pisot, Rostock
>
>
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> governance mailing list
> governance@lists.mozilla.org
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    • Re: Kundenkritik Till Schneidereit

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