On Thu, 22 Feb 2024, Florian Snow wrote:

im Rahmen meiner Arbeit bei der FSFE habe ich mich mit dem Thema Freie Software im Bereich Banken beschäftigt und möchte meine Erfahrungen und Gedanken mit euch teilen. Das Thema ist Teil des größeren Themas der Appifizierung/des Drucks zur Verwendung unfreier Apps für bestimmte Interaktionen.

Ich bin bei der GLS- und der EthikBank. Bei beiden kann ich den gleichen PhotoTAN-Generator benutzen. Die Anbindung an meine Buchhaltung mit hledger schaffe ich mit dem CSV-Export.

Beide Banken sind vor zwei bzw. einem Jahr intern von der Software Bank21 auf Agree21 umgestiegen, was anscheinend ein Umstieg von der besseren auf die schlechtere Software war, aber die Volksbanken wollten ihre Softwarebasis vereinheitlichen und die Entscheidung trifft das Management und nicht die Techniker, wie mir ein Informatiker der Volksbanken verraten hat, und Agree21 hat mehr die Smartphone-App-Optik auf dem Desktop. Egal, PhotoTAN und CSV-Export funktionieren weiterhin.

Ein Handy besitze ich nicht. Deswegen musste ich mich von der HypoVereinsbank trennen. Die hatte 2019 von Papier-TAN auf drei TAN-Arten umgestellt, wo von einer versprochen wurde, dass sie ohne Handy funktionieren würde. Für diese eine TAN-Art sollte ich mir einen eigenen TAN-Generator kaufen, was ich gemacht habe. Nach Erhalt stellte sich heraus, dass zum Freischalten eine Handy-Nummer erforderlich ist. Ich habe die Bank gefragt, wozu sie eine Handy-Nummer braucht, warum da keine Festnetznummer geht. Naja, sie müssten mir einen Bestätigungscode senden. Warum das mit Festnetz nicht geht, weiß am Bankschalter und in der Hotline keiner. Es leuchtete mir nicht ein, wie die Bank irgendwas mit einer ihr bislang unbekannten Handynummer authentifizieren will, wohingegen sie eine Festnetznummer von mir bereits besitzt und erfolgreich genutzt hat. Ich hatte mich beim Datenschutzbeauftragten beschwert, dass die Bank anscheinend Handynummern ohne erkennbaren Zweck sammelt. Der Datenschutzbeauftragte hat ausgerichtet, dass die Bank frei aussuchen dürfe, wie sie Authentifizerungen gestaltet. Naja.

Papier-TAN war auch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung und nicht schlechter als das Smartphone-Zeugs. Inzwischen sind auch einige erfolgreiche Fälle von Enkeltricks bekannt geworden, wo Betrüger trotz 2FA Konten abgeräumt haben. Ich denke, man kann recht zuverlässig feststellen, dass diese Smartphone-Zwei-Faktor-Authentifizierungen nicht sicherer sind und wenn beide Faktoren auf einem Gerät laufen, sogar noch unsicherer als Papier-TAN. Es wird den Nutzern auch nicht erklärt, welche Arten von Betrug die 2FA-Systeme abwehren sollen, wie sie Betrug erkennen, welche Zahlen sie mit dem TAN-Generator vergleichen müssen und was im Falle einer Abweichung zu tun ist. Ganz im Gegenteil: Nahezu alle Firmen erziehen ihre Kunden dazu, Fehlermeldungen wegzuklicken und sich an ständig wechselnde Designs zu gewöhnen und sich nicht über alternative Domains zu wundern, alle Cookies und JavaScripte zu akzeptieren.
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