Leider kommt diese Antwort von mir sehr spät, auch werde ich wenig Zeit
für weitere Diskussionsbeiträge haben, da es aber hier um meine
Antworten zum Eröffnungspost des Threds geht, war es mir wichtig das
Folgende zu schreiben.


Hallo *,

Abgesehen davon das im (de-)OOo-Projekt inzwischen/derzeitig lähmende
Ruhe herrscht was schädlich in verschiedener Hinsicht ist, und was ich
deshalb auch vor Kurzem ausdrücklich thematisiert hatte, scheint es mir
persönlich kein guter Zeitpunkt über Zukunfsabsichten im Bereich
LO/TDF/OOo zu sprechen ehe nicht feststeht wie Oracle mit den so
wichtigen Dingen wie SCA und Namensrechten (und einigen weiteren Sachen)
umgehen wird.

Um hier nicht mißverstanden zu werden: das Schicksal von OOo hängt nicht
allein an diesen Entscheidungen, vielleicht auch nicht so maßgeblich,
jedoch kann hier wohl niemand ausschließen das sich eine Situation
ergibt, die es nötig macht die Dinge völlig neu zu bewerten.
Ich persönlich schätze derzeitig die Chancen für eine 'lineare'
Fortführung von OOo als gering ein, aber ich bin wachen Geistes das sich
andere Dinge ergeben können.

Aber zum Inhalt:

Florian Effenberger schrieb:
> Wir haben alle das gleiche Ziel: eine freie Office-Suite,
> verfügbar für
> jedermann.

Ich frage mich sehr ernsthaft wie es sich vereinbaren lässt von
"jedermann" zu sprechen, gleichzeitig in bestimmten
Richtungsentscheidungen davon auszugehen das diese automatisch im Sinne
von "jedermann" getroffen wären, wenn sie erkennbar lediglich
überwiegend im Sinne von Entwicklern entschieden werden.

> Lasst uns daher nicht über die Vergangenheit
> sprechen, über
> das was passiert ist, und über die Gründe, die damals zu
> unserem Schritt
> geführt haben,

-1
denn dieses Gespräche wäre wichtig wie z.B. ständige Fehldeutungen der
damaligen Entwicklung zeigen

Die damaligen Gründe der Entwicklung und das damalige Vorgehen halte ich
jedenfalls für völlig berechtigt und wüßte nicht warum man über diese
(positiven) Dinge heutzutage nicht mehr sprechen sollte.

> Ich möchte nochmals ganz offen unsere Einladung an jedermann
> aussprechen, der Document Foundation und der LibreOffice-Community
> beizutreten. Warum denke ich, dass dies der richtige Ort ist, unsere
> Arbeit fortzusetzen?
>
> Im gestrigen Blogposting haben wir einige Dinge
> zusammengefasst, wo wir
> derzeit stehen, und die Lektüre dessen hilft dabei, die aktuelle
> Situation bei der TDF zu verstehen:
>
> http://blog.documentfoundation.org/2011/05/24/updates-on-the-f
> oundation/
> (leider nur in Englisch, bei Bedarf kann ich aber gerne eine deutsche
> Übersetzung anfertigen)
>
> 1. Wir sind herstellerunabhängig.

Nein. Sondern lediglich abhängig von den Interessen vieler Firmen und
nicht mehr einer einzelnen Großen! Das ist auch keine Schande, sondern
so funktioniert Realität _und das ist gut so_. Man sollte es aber dann
auch offen aussprechen.

Falls insbesondere Stimmen der Selbstüberschätzung aufkämen, nach den
Motto das LO/TDF notfalls auch ohne Firmenunterstützung auskommen
könnten, hielte ich das für eine verhängnisvolle Entwicklung.

> 2. Wir haben eine starke juristische Absicherung, nicht nur durch den
> "Freies Office Deutschland e.V.",

Ich glaube NICHT das juristische Absicherung eines konkreten Projektes
Aufgabe des Vereins ist, höchstens vielleicht jetzt im Übergang.

Im Übrigen weiß ich nicht wie sich der Verein, oder wer auch immer,
überhaupt einbringen will da es ja im Projekt keinerlei verbindliches
juristisches Agreement gibt, welches eine einheitliche juristische
Verteidigung zuließe.
Im Streitfall wird nämlich jeder, der helfen will, zunächst vor die
Aufgabe gestellt sein hunderte Einzelinteressen unter einen Hut zu
bringen, schlichtweg weil man es einfach nicht für nötig hält von Anfang
an rechtliche Vereinbarungen zwischen allen Beteiligten zu treffen
(rechtlich relevant also insbesondere zwischen den Urhebern des Codes),
sondern naiver Weise glaubt das sich alles, für alle Zukunft in
freiwilliger Einvernehmlichkeit regeln ließe.

> Als ich das Oracle-Announcement vom April zum ersten Mal
> gelesen habe,
> kam mir ein Gedanke, der auch heute stets präsent ist: "Das ist doch
> genau das, was die TDF macht". Ich habe von Vorschlägen gehört, eine
> andere Stiftung oder Organisation auszugründen, oder mit
> einer anderen
> Stiftung, die nicht TDF ist, zusammenzuarbeiten. Offen gestanden, das
> klingt für mich nicht sehr sinnvoll.

Doch, falls DIESE Stiftung von Oracle das SCA übertragen bekäme wäre das
SEHR sinnvoll, denn DIESE Art der Stiftung war ja früher Ziel (so
nachzulesen in früheren Diskussionen bei OOo) und nicht die Variante
Ohne Rechteverteidigung der Code-Basis.

> Es würde wieder zu einer
> Zersplitterung der Community führen,

Nein, es würde lediglich die bereits bestehende Zersplitterung
beibehalten, dafür aber u.U. eine Basis für ein Projekt mit starker
zentraler Rechteverteidigung am Code schaffen.

Die Zukunft eines solchen Projekts sehe ich übrigens nicht automatisch
gesichert, allerdings scheint mir ein Projekt mit starker Verteidigung
der Code-Basis höchst sinnvoll.

> viel Schweiß und Arbeit
> bedeuten,

Ja

> und für erneute Verwirrung am Markt und bei den Endanwendern sorgen.

Nein, überhaupt nicht, denn OOo ist ein eingeführter Name.

> Ich behaupte gar nicht, dass die TDF alles richtig macht und
> immer Recht
> hat. Wir geben unser Bestes, und ich denke, wir machen einen
> guten Job.
> Ich habe Kritik gelesen, der TDF würde es an Unterstützung
> großer Firmen
> fehlen, und dass dadurch der gesamte Markt aufs Spiel gesetzt
> wird. Auch
> das halte ich für eine grundfalsche Annahme.

Tja, dann schaun wir mal ... ich habe Leider auch Anderes gehört
(wohlgemerkt von LO/TDF-Anhängern und nicht etwa von Gegnern von
LO/TDF).
Und wenn ich beiläufig lese was die TDF alles 'erfindet' um sich vor
Firmeneinflüssen, zu schützen (die sollen zahlen, aber möglichst nicht
zu stark mitbestimmen), warte ich besser erstmal ab.

> Wäre
> es nicht viel besser, gemeinsam, mit einer Stimme, an einer
> gemeinsamen
> Idee, einem gemeinsamen Plan zu arbeiten?

Das kommt darauf an WAS diese Stimme sagt und tut! Oder denkst Du das
das egal ist(?)

Ich war begeistert als ich das erste Mal von LO/TDF hörte und diese
Begeisterung ist leider abgekühlt je weiter die Entwicklung ging.

Ich schliessse überhaupt Nichts für die Zukunft aus, aber was ich
momentan sehe ist für mich nicht überzeugend, technisch finde ich LO
schon heute Top, die Entwickler halte ich für kompetent, aber alles
'Organisatorische' bei LO/TDF ist bei mir mit einigen Fragezeichen
besetzt.

Solange nicht klar ist wohin Oracle diesbezüglich das SCA überträgt und
wie der mögliche 'Empfänger' damit umgeht, möchte ich nichts überstürzt
ausschließen, denn jedes Projekt welches auf dieser Basis aufbauen
könnte wäre für mich ein sinnvolles, weil rechtlich starkes Projekt.

> Gibt es wirklich Gründe, das nicht zu tun?

Für mich derzeitig das fehlende CA (vor auch der ernsthafte Wille dazu),
die zunehmende Ideologisierung des Projekts in Form bestimmter
(überwiegend neuer) Mitglieder, die mir ungünstig erscheinende
Machtverschiebung/-Konzentration überwiegend zu Entwicklern (und weniger
zu PR, Firmen, Support etc.) und das latente Mißtrauen gegenüber
Firmen - zuletzt wieder spürbar bei der Diskussion zur
Dienstleisterliste, wo ich erleben mußte das einige
'Hobbyprojektmitglieder' irgendwelche gemutmaßten 'Bekenntnisse' zum
Projekt wichtiger für Dienstleister einschätzen als Kompetenz und latent
Dienstleister unter den Verdacht geraten sie könnten das Projekt
auszunutzen wenn sie nicht eine bestimmte Zeit im Projekt arbeiten.

Das Alles mögen Dinge sein, von denen mir 'zentrale Personen' bei LO/TDF
sagen würden, sie seien zu 'beherrschen', ich muß hierbei aber auch
berücksichtigen das sich ein Projekt wie LO maßgeblich über die
lebendige Meinung der Community steuert, ja gerade darauf großen Wert
legt, und diese Community sehr vielfältig aufgestellt ist und bisher
noch nicht unter der Bewährung stand interne Probleme lösen zu müssen.

Ich erinnere mich lebhaft wie wir uns bei OOo anfangs im Linux-Hotel (in
Essen) trafen und alle voll mit Begeisterung waren, welche latente
Interessensgegensätze zu Detailfragen zunächst überspielte, im Laufe der
Jahre forderten diese Gegensätze dann aber ihren TRibut.
Und diese Dinge stehen LO noch bevor was nicht heißt das man dem nicht
gewachsen wäre, was aber heißt man kann nicht vorher wissen wie sich
zukünftig die Karten verteilen werden.

> Welche Gründe gibt es, nicht gemeinsam zu arbeiten, als eine
> Community,
> unter einem Dach?

Das z.B. auch Wettbewerb Positives hat. Gerade wenn ich auf die
Änderungen beim Verein blicke, setzt dieser mit seiner Namensänderung
das GENAU RICHTIGE Signal.

Wettbewerb KÖNNTE z.B. auch der zwischen verschiedenen
Projektorganisationsformen sein - einerseits das bevorzugte Bild von
Meritokratie bei LO/TDF und anderseits vielleicht ein Projekt mit klarer
demokratischer Organisation in allen Ebenen.


Insgesamt:
ich bin voller Sympathie für LO, ich bin beeindruckt was in so kurzer
Zeit dort erreicht wurde und ich bin enttäuscht wie es bei OOo läuft.
In Abwägung aller Dinge sind für mich derzeitig aber leider sowohl LO
als auch OOo mit Fragezeichen besetzt.

Bereits vor Kurzen schrieb ich:

"So wie die Ereignisse bzgl. OOo/LO seit Monaten laufen muß ich gestehen
das ich, [...] die Arbeit in einem projektunabhängigen
Forum [http://de.openofffice.info] inzwischen
besonders schätze, weil sie mir Freiheiten gibt die in anderswo nicht in
gleichem Maße hätte.
Möglicherweise werde ich diese Art freiwilliger Arbeit zukünftig sogar
ausbauen, mich also mehr unabhängig orientieren und nicht mehr so sehr
auf einzelne Projekte setzen, _soweit es meine konkrete persönliche
Zeit_ betrifft, denn für Spenden muß das so nicht gelten.

*Ganz generell werde ich mich, in meiner ehrenamtlichen Tätigkeit, auch
daran orientieren was auch im realen Markt-Wettbewerb Bestand hat und da
gibt es viele Ungewissheiten bei LO/OOo, deshalb wäre/ist sowohl die
Mitarbeit bei OOo wie LO für mich aktuell ein Kompromiss.*"

und dabei wird es für mich wohl vorerst bleiben (müssen).


Für mich war es selbstverständlich den Bitten ehemaliger
OOo-Communitymitgliedern in Bezug auf den unmittelbaren Prozess der
Schaffung von LO/TDF nachzukommen, mir war es eine Herzensache die
Gründung der TDF auch mit Geld zu unterstützen und ich war erfreut meine
Stimme für die jetzige Namensänderung des Vereins abgeben zu können.
Es ist mir ebenso eine große Freude mit vielen Leuten die ich bei OOo
kennengelernt habe, weiter Gedanken auszutauschen oder gemeinsame
Aktivitäten/Zusamnmmenarbeit zu pflegen, egal ob diese Leute heute ihren
Mittelpunkt bei LO oder OOo sehen.

Was ich aktuell nicht tun möchte ist jedoch die Dinge übers Knie zu
brechen, weshalb ich hier nur um Verständnis bitten kann das ich hier
heute kein endgültiges Statement zur TDF habe.



Gruß
Jörg

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